Die Holzkreuze auf dem Alten Friedhof sind Zeichen der Vergänglichkeit

Die Holzkreuze auf dem Alten Friedhof sind Zeichen der Vergänglichkeit
Veröffentlichungsdatum:
16 November 2020
WIEDERSEHEN! Auf dem Alten Friedhof in Freiburg-Neuburg, auf dem es seit fast 150 Jahren keine Bestattungen mehr gibt, stehen immer noch Holzkreuze. Etliche sind aber in schlechtem Zustand.

Nachdem dieses Jahr der "Tag des Alten Friedhof" coronabedingt ausfallen muss, soll hier über eine Besonderheit der historischen Begräbnisstätte im Stadtteil Neuburg berichtet werden: die Holzkreuze.
 
Neben Grabmalen aus Stein und Metall findet man auf der ehemaligen Begräbnisstätte immer noch auch eine Reihe von Holzkreuzen. Sie haben fast alle das gleiche barockisierende Muster und sind in der Mehrzahl auf Gräbern von Herdermer Bürgern zu finden.

Außer auf dem um die Herdermer Urbankirche gelegenen kleinen Friedhof wurden die Bewohner des 1457 in die Stadt Freiburg eingemeindeten und zuvor selbständigen Dorfes Herdern auch auf dem städtischen Friedhof beigesetzt.

Da Sie in der Regel nicht das Geld für große, von bekannten Freiburger Bildhauern geschaffene Denkmale hatten, begnügten Sie sich mit einfachen Mitteln. Die Inschrift des Verstorbenen wurde meist in das Holz eingeschnitzt, bei manchen Kreuzen ist die Angabe aber auch in eine kleine Metallplatte eingestanzt. So etwa bei dem Grab von Urban Gagg (Nummer 445). Er hatte sein kleines Anwesen unmittelbar neben der Dorfkirche im Samdweg. Für ein Jahr war er Vogt zu Herdern (eine Art Bürgermeister). Auch sein Sohn Severin ist in diesem Grab beigesetzt. Das Grab von Martin Merz (Nummer 1082) besitzt ebenfalls eine Metallplatte, hat aber einen anderen Schnitzstil. Erstaunlicherweise haben auch der 1. Superior der Vinzentinerinnen, Karl Sulzer, (Nummer 679) und die drei Schwestern Regina, Bertha und Christina (Nummer 82) an der Mauer Richtung Stadtstraße nur ein einfaches Holzkreuz.

Grab der Familie Glänz (Nummer 597). Dabei liegen hier die Gebeine zweier bekannter Freiburger Holzbildkünstler (Vater und Sohn) Josef Ferdinand (1778-1842) und Franz Sales (1810-1855). Sie haben im Freiburger Münster eine Reihe von Altären neu geschaffen und andere Kunstwerke wieder renoviert.

Verblüffend sind die Daten an dem Holzkreuz Nummer 876 von Raimund Saumer. Auf diesem ist das Sterbedatum der 26. Juni 1901 angegeben. Der Alte Friedhof wurde aber schon am 1. November 1872 (Allerheiligen) für Beisetzungen geschlossen. Wahrscheinlich hat man die Inschrift irgendwann ausgetauscht, denn auf einer früheren Dokumentation ist noch der Name des Vaters Jakob zu finden.

Noch später wurde angeblich Agatha Wirth (Nummer 824) auf dem Alten Friedhof beigesetzt, deren Sterbedatum ist nämlich mit 1926 auf dem Kreuz angegeben. Dass die Holzkreuze besonders stark dem Verfall durch die Witterung ausgesetzt sind, ergibt sich von selbst. Sie bedürfen deshalb des öfteren einer Erneuerung. Viele Jahre hatte der Holzbildhauer Helmut Kubitschek in der Deutschordenstraße 6 diese Aufgabe übernommen. Nun ist er in den Ruhestand gegangen und man kann nur hoffen, dass sich wieder ein Nachfolger findet, der diese künstlerische Arbeit übernimmt.
  

Die Liste der noch vorhandenen Holzkreuze

Die gefetteten Nummern bezeichnen jeweils die Grabstellen. Mehr Infos zu diesen unter alter-friedhof-freiburg.de/inventar/
 
  • 82: Schwester Regina ( † 1847), Bertha ( † 1857), Christina ( † 1861).
  • 341a: Josef Kilsperger ( † 1868).
  • 413: Elisabeth Adler, geb. Hug ( † 1870).
  • 416: Math. Krems ( 1785-1850).
  • 434: Frieda Krebs, geb. Baxel ( † 1852).
  • 445: Urbanus Gagg (1774-1847), Severin Gagg (1818-1868).
  • 597: Familie Glaenz.
  • 660: Fidel Faller u. Theresia, geb. Kuri ( † 1868).
  • 679: Karl Sulzer, 1. Superior der Barmherzigen Schwestern Vinzenz von Paul ( † 1870).
  • 824: Agatha Wirth (1850-1926).
  • 829: Emerentia Werthe, geb. Kaltenbach (1797-1860).
  • 846: Richard Hagenbuch (1789-1811), Josef (1834-1854), Hermann (1860-1866).
  • 817: Joh. Baptist Adler (1774-1828), Elisabeth geb. Wehrle (1791-1826).
  • 876: Raimund Saumer († 1907).
  • 886: Josef Frässle († 1841), Karoline († 1852), Franziska († 1866).
  • 947: Adolf Sibler, Holzbildhauer (1834-1872).
  • 1082: Martin Merz († 1863).
  • 1101: Josef Ries (1806-1863), Maria geb. Kümmerle (1833-1867).
  • 1106: Ottilie Pfeiffer, geb. Keller (1833-1865), Sylvester Pfeiffer (1833-1865).
  • 1162: Leonhard Wagner, Notar (1805-1867).
     
Von Hans Sigmund - Badische Zeitung, 16.11.2020
 
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